Die Geschichte vom Walzwerk zum Kulturwerk
Wo einst Walzen dröhnten, der Geruch von Eisen und Fett in der Luft lag und zu Zeiten der Alfredhütte und des Warmwalzwerks die Luft vor Hitze flimmerte, befindet sich heute das kulturWERKwissen. 3000 Menschen arbeiteten in ihrem „WERK“, so nannten die Arbeiter das Werk liebevoll, die in Werksbussen aus dem gesamten Westerwald und an der Sieg kamen.
Ziegelsteine und Beton bilden heute die Kulisse für die „NachtSchicht 6 - Industriekultur Westerwald-Sieg“, organisiert von den ehrenamtlichen Aktiven der Wissener eigenART.
Gruben, Hütten und Walzwerk sorgten mehr als ein Jahrhundert lang für Arbeit und Brot in der Siegstadt. In den Gruben der Region wurde das Eisenerz geborgen, das mittels eines ausgeklügelten Seilbahnsystems nach Wissen und mit der Grubenbahn „angekarrt“ wurde. Daran erinnert die Fotoausstellung des bekannten Fotografen Peter Weller, der den „Siegerländer Erzbergbau“, zu dem auch Wissen gehörte, während der Nachtschicht und danach.
1911 wurde in Wissen das Walzwerk gebaut. Hochmoderne, komplexe Walzstraßen machten später aus dicken, heißen „Brammen“ kleine. Erst ging das in Handarbeit und dann mit der Maschine im Duett: Mit der Hand nahmen „Schnapper“ und „Doppler“ die „Brammen“ aus dem „Stossofen“ und legten ihn in die Walze. Bleche wurde teilweise mit den Füßen (Holzschuhe) gefaltet, das nannte man „doppeln“.
Mitte der 60er wurde diese „Maloche“ abgelöst durch moderne Walzstraßen. Sie machten Stahlcoils zu feinstem, hauchdünnem Blech. Das bekannteste Produkt ist die Konservendose.
Die Halle kulturWERK (2009 eröffnet) war 1933 genehmigt worden als „Ausbildungs- und Reparaturwerkstatt des Hochofenwerks Alfredhütte“, einem bedeutenden Teil des Wissener Walzwerks. Die Hütte mit ihren Winderhitzern (Bild) bestand von 1873 bis 1945. Der „Sandberg“ aus schwarzer Schlacke/Hüttensand existiert noch heute. Er ist das einzige noch weiterhin sichtbare Zeichen des ehemaligen Montanstandortes Wissen. Die Gruben sind Anfang der 90er Jahre geschlossen worden, das Walzwerk gibt es seit 1995 nicht mehr, und das Hochofenwerk ist schon nach dem Krieg abgerissen worden.
Die Wissener haben es „geschafft“. Mit viel Engagement und Hilfe aus Stadt und Verbandsgemeinde Wissen und dem Förderverein kulturWERKwissen „blechen“ Sie mit entstand etwas Neues auf historischem Boden: eine moderne Halle der Industriekultur mit über 40.000 Besuchern im Jahr. Ein Ort mit Strahlkraft, in dem vormals tausende junger Leute für die Metallindustrie als Schlosser und Schmiede ausgebildet wurden, die teilweise heute mittelständische Unternehmen der Region Westerwald-Sieg leiten.